Maria Rodenacker

Ein Nachruf für einen besonderen Menschen und eine große Therapeutin

 

Maria Rodenacker-Wennekers. Bei uns hieß sie nur Ria. Sie wurde leider nur 74 Jahre alt und starb nach einem kurzen Kampf gegen den Krebs. Sie stammte aus den Niederlanden und fing 1962 in Köln an Krankengymnastik zu lernen. 1965 wurde sie Bobath Therapeutin, 1970 beendete sie die Montessori Ausbildung, 1971 wurde sie Vojta Therapeutin (bei Herrn Voita) und 1974 entschloss sie sich dazu nochmal an der Uni Köln Körper- und Sprachbehindertenpädagogik zu studieren (Staatsexamen 1978). 1980 wurde sie Motopädin (bei Herrn Kiphard), 1986 wurde sie systemische Familientherapeutin, 1988 beendete sie die Castillo Morales Ausbildung und sie war zeit ihres Lebens eine große Unterstützerin der Neurofunktionelle Reorganisation nach Padovan, wovon sie 1989 die ersten Kurse belegt, Beatrix Padovan über Jahre nach Köln einlud und letztendlich Mitbegründerin der Padovan Gesellschaft und zertifizierte Therapeutin 2012 wurde. So viel zu ihrer fachlichen Ausbildung…

Unsere unendliche Dankbarkeit gilt unserer Chefin Ria, die ihr Wissen, ihre Energie, ihre Freude und ihre Liebe zur Sprachtherapie, zur Physiotherapie und generell der Entwicklungsförderung mit uns geteilt hat. Besonders in der Arbeit mit Kindern, und vor allem mit Trisomie 21, wurde Ria aufgrund ihrer außergewöhnlichen Kompetenzen, ihrer Sensibilität für die ganzheitliche Erfassung des Wesentlichen, gepaart mit einem enormen Arbeitspensum, sehr geschätzt. Ria hörte ihren Patienten aufmerksam zu, war geduldig und außergewöhnlich respektvoll. Sie war im Denken sehr klar und wusste genau, in welche Richtung sie vorangehen wollte. Sie war entschieden, mitunter sogar hartnäckig. Sie besaß den unbedingten Wunsch, dass ihre Patienten in sich alle Fähigkeiten und Ressourcen bestmöglich entwickelten. Und vor allem sah sie in jedem Menschen die individuellen Fähigkeiten und Ressourcen, egal welche Einschränkungen vordergründig vorlagen.

Sie war stets bestrebt, ihre erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen an ihre Mitarbeiter weiterzugeben. Ihr Wunsch, ihr Wissen zu teilen, ließ sie Netzwerke mit Ärzten, Therapeuten und Kieferorthopäden aufbauen. So hat sie beinah alle Therapien innerhalb unserer Praxis aber sogar auch viele Therapien darüber hinaus geprägt.

Aufgrund ihrer weitreichenden Kompetenzen konnte sie, entwicklungsorientiert und ganzheitlich, physiotherapeutische und sprachtherapeutische Ansätze nach Bedarf kombinieren. Ob es Bobath, Vojta, Psychomotorik, Neurofunktionelle Reorganisation nach Padovan, das Castillo Morales Konzept, Gebärdenunterstützte Kommunikation oder andere sprachtherapeutische Interventionen waren, sie entwarf Förderpläne für unsere Patienten, in denen die Entwicklungsperspektive und die ganzheitliche Betrachtung des Menschen immer berücksichtigt haben.

Ihre letzten Projekte lagen im Bereich der Sprachtherapie und höheren kognitiven Funktionen bei Menschen mit Trisomie 21. Am 13.04.2010 wurden die ersten Kinder mit Trisomie 21 nach dem Konzept „Frühes Lesen“ in unserer Praxis behandelt. Im Prozess erweiterten und formte sie das Konzept so um, sodass sich die Methode für uns und unsere Patienten weiter bewähren ließ. In der Ausgabe Nr. 78 der Zeitschrift “Leben mit Down-Syndrom” im Januar 2015 erschien auch ein Artikel, in dem die grobe Darstellung des Vorgehens sowie die Erfolge anhand eines Fallbeispiels beschrieben wurden. Wenig später führten wir „Yes we can“ ein, ein Konzept zum frühen Rechnen Lernen bei Trisomie 21, welches sich innerhalb kürzester Zeit in der Praxis etabliert hat.

In ihrem außergewöhnlichen Werdegang hat Ria über 40 Jahre lang Menschen geholfen und ihre Mitarbeiter und Kooperationspartner auf unterschiedliche Weise geprägt. Wir möchten ihr Vermächtnis in Ehren halten, weiterführen und weiterentwickeln. Mit großer Trauer läuten wir eine neue Ära ein, die dennoch in ihrem Geiste weitergeführt werden soll.

Danke, liebe Ria!

In großer Verbundenheit,

Klaas Rodenacker, Diana Bangratz und das Therapiezentrum Rodenacker